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Der perfekte Laufschuh

Der perfekte Laufschuh

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Wer läuft, braucht nicht viel. Eine Hose, ein Shirt (ok, im Winter bei den kalten Temperaturen auch eine lange Hose und eine vernünftige Laufjacke und evtl. noch ein Funktionsshirt) – das wars eigentlich schon fast, um die ersten Schritte machen zu können. Eigentlich und fast, ein kleines Detail fehlt noch zum Läuferglück. Richtig, wir brauchen noch was an die Füße: Schuhe.

Gute Schuhe müssen es sein, mit ganz viel Dämpfung und viel Stabilität. Am Laufschuh darf man nicht sparen. So sagt es die Schuhindustrie und auch viele Verkäufer in den meisten Laufschuhfachgeschäften. Und gerade Letzterer muss es ja wissen. Also begeben wir uns in ebendieses Geschäft und lassen uns beraten. Von nun an bist Du als Laie ja quasi ausgeliefert. Du wirst nämlich schnell bemerken, dass es schier unmöglich ist, das riesige Angebot an verschiedenen Marken und Modellen zu überblicken. Der Verkäufer wird Dir einige Dinge erzählen über „Impact Guidance System“, „Fluid Ride“, „Guidance Line“, „Biomogo“, „PDRB“ oder „Ballistic Rock Shield“. Und das ist nur eine kleine Auswahl an Technologien, die Dich im Rahmen dieser Beratung erwarten.

Technologien im Schuh? Brauchen wir das? Du willst doch nur einen Laufschuh, kein Hochleistungssportgerät. Einfach nur einen Laufschuh.

Beim Bezahlen wird es einem dann etwas schwindelig. Technologien sind teuer. Das wird Dir spätestens jetzt klar. Jetzt darfst Du den einen großen Fehler nicht machen: Rechne niemals den Eurobetrag in die ehemalige DM um oder hättest Du damals ca. 300,- bis 400,- DM für einen Laufschuh ausgegeben? Das sind allerdings die normalen Preise, die heutzutage für einen Schuh ausgeben werden müssen.

Die große Frage ist aber nun: Brauchen wir das alles in unserem Laufschuh? Oder vielmehr: Was muss mein Laufschuh denn alles können?  Und: wie finde ich den passenden Schuh für mich?

 Viel Dämpfung?
Ein Laufschuh muss dämpfen können. Und zwar den Stoß, der beim Aufsetzen des Fußes entsteht. Das kann durchaus – je nach Geschwindigkeit – das 3-6fache des eigenen Körpergewichts ausmachen. Das hört sich irre viel an und das nutzt die Marketingabteilung der Laufschuhhersteller auch, um Dich zu beeinflussen. Aber: Der liebe Gott hätte uns gedämpfte Schuhe an die Füße gegeben, würden wir diese Dämpfung in dem Ausmaß wirklich brauchen. Unsere Füße und Beine sind eigentlich perfekt dafür gemacht, barfuß auf weichen, natürlichen Untergründen zu laufen. Doch heute laufen wir eben nicht mehr auf weichen Untergründen, sondern primär auf hartem Asphalt. Der Laufschuh sollte nun eigentlich einen Ausgleich zwischen dem weichen Untergrund und dem Asphalt darstellen – mehr nicht. Viel Dämpfung, so wie wir es von der Schuhindustrie „verkauft“ bekommen, führt in den meisten Modellen unweigerlich auch zu einem hohen Absatz. Und das wiederum verstärkt die Pronationsbewegung. Zudem wird der Schuh bei zu viel Dämpfung „schwammig“. Du würdest ja auch keinen Ferrari mit Geländereifen fahren oder? Der würde in der Kurve auch nicht wahnsinnig sicher fahren. Zu guter Letzt führt ein zu weicher Schuh dazu, dass Du nicht mehr spürst, was unter Deinen Füßen passiert. Normalerweise ist Dein Fuß perfekt dafür gemacht, verschiedene Untergründe zu „erfühlen“, Unebenheiten, unterschiedliche Materialien, auf die wir treten usw. Fällt das weg, weil der Schuh das nicht mehr hergibt, dann steigt die Gefahr von Verletzungen durch Umknicken und Fehlbelastungen, weil der Fuß häufiger in Situationen gerät, in denen er zu spät reagiert.

Letztendlich entscheidet der Laufstil auch ein wenig mit, wieviel Dämpfung Du benötigst. Ein Fersenläufer benötigt sicherlich mehr dämpfende Elemente im Fersenbereich, als ein Mittel-/Vorfußläufer! Insofern mach doch mal eine Videoaufnahme Deines Laufstils von der Seite und schau Dir an, wie Du den Fuß aufsetzt! (Siehe auch den Blogeintrag vom Dezember 2017: Richtig laufen lernen!)  

Je flacher, desto besser
Schon mal was von der Sprengung gehört? Keine Angst, das hat nichts mit explosiven Stoffen im Schuh zu tun. Vielmehr sagt die Sprengung eines Schuhs darüber was aus, wie flach er gebaut ist. Messen wir das Material unter der Ferse in mm und das Material unter dem Vorfuß in mm. Die Differenz davon ergibt die Sprengung – quasi den Absatz. In den meisten Schuhen wird die Ferse höher gebaut sein, als der Vorfuß.  Mitunter gab/gibt es Schuhe, die mehr als 20mm Sprengung haben. Das ist vom lieben Gott sicherlich nicht so gewollt, denn barfuß stehen wir auf 0mm Sprengung. Dass im Schuh auf einmal 10-20mm (je nach Schuh) Sprengung auftauchen, führt zu einem massiven orthopädischen Einfluss. Das Resultat ist eine signifikante Verschlimmerung der Pronationsbewegung – was meist mit einer Pronationsstütze wieder aufgefangen werden muss. Also auch hier: Lass Dir von Deinem Verkäufer auch mal einen flacher gesprengten Schuh geben – es muss ja nicht direkt einer mit 0mm sein. Du wirst den Unterschied sofort spüren!

 Sind Pronationsstützen immer notwendig?
Es ist zunächst einmal gegebenenfalls irreführend, wenn von Stabilschuhen gesprochen wird. Im Laufschuhmarkt spricht man von Stabilschuhen, wenn der Schuh mit einer sog. Pronationsstütze ausgestattet ist. Dabei ist an der Innenseite der Sohle das Material härter geschäumt, als an der Außenseite der Sohle. Ein pronationsgestützer Schuh wird denjenigen Läufern empfohlen, die eine Überpronation haben, d.h. ein übermäßiges nach Innen Kippen des Fußes in der Stützphase beim Laufen. Dazu wird im Geschäft häufig eine kleine Videoanalyse des Laufbildes gemacht. Leider wird viel zu häufig und viel zu schnell auf einen pronationsgestützten Schuh  zurückgegriffen. Diese können nämlich – falsch „verordnet“ – zu massiven Problemen führen. Bei O-Beinen verbietet es sich per se, eine Pronationsstütze im Schuh zu haben, genau so bei denjenigen, die schon mit orthopädischen Einlagen laufen! In dem Fall greif auf einen neutralen Schuh ohne Stütze zurück! Generell gilt: Wenn keine Probleme bestehen, sollte nicht „eingegriffen“ werden, d.h. prophylaktisch einen Schuh mit Stütze zu nehmen, ist nicht sinnvoll

Steifer Schuh oder doch eher flexibel?
Es gibt Schuhe, bei denen die Sohle fester und steifer ist. Damit wird er stabiler gegen Verbiegen und Verdrehungen – die sog. Torsion. Um zu testen, ob Du grad einen stabilen oder flexiblen Schuh in der Hand hältst, zerknautsch ihn in der Hand mal richtig. Du wirst schnell feststellen, welcher Schuh stabiler und welcher flexibler ist.  Auch hier gilt wieder, weniger Stabilität ist oft mehr. Dafür haben viele Hersteller mittlerweile Kerben in die Sohlen geschnitten, damit der Schuh flexibler wird. Dies ähnelt dann auch mehr dem natürlichen Fuß, der mit seinen jeweils 26 Knochen ebenso sehr flexibel ist. Insofern: wenn Du nicht mit schweren Überpronationstendenzen zu kämpfen hast, warum nicht mal einen flexibleren Schuh ausprobieren?

Fazit
Flacher, flexibler, straffer gedämpft, leichter – probiere es mal aus! Du wirst Deine alten schweren, stabilen und steifen Schuhe nicht mehr gerne anziehen nach einem Wohlfühllauf in den neuen Tretern. Doch bei aller Freude: Beginne vorsichtig und mach zunächst nur kurze Läufe damit. Lass Deinem Körper Zeit, sich darauf einzustellen, dass der Fuß wieder mehr arbeiten muss. Langfristig tust Du Dir aber  sehr viel Gutes! Das Problem: Viel günstiger sind die Schuhe mit weniger Technologien auch leider nicht…[/vc_column_text][vc_column_text]

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